Katzen von Stone Town: Das Leben der Straßenkatzen und ihrer Caretaker
Katzen, ein Teil der Kultur und Geschichte von Stone Town: Auf Sansibar in Stone Town finden sich Katzen an verschiedenen Orten, von den Forodhani Gärten, einem Park direkt am Wasser gelegen, bis hin in die verwinkelten Wohnviertel der Stadt.
Die Katzen sind im Laufe der Jahrhunderte zusammen mit einer Vielzahl von Einwander:innen hierher gekommen. Aus diesem Grund ist die Katzenpopulation auf Sansibar sehr vielfältig. Neben europäischen Katzen kann man auch ägyptische Katzen finden, von denen einige einen eichhörnchenartigen Schwanz haben, oder verschiedenfarbige Augen, und andere, die eher kurze Schwänze haben. Diese vierbeinigen Bewohner zeigen eine Reihe von Persönlichkeiten, von freundlich und zugänglich bis hin zu scheu und schwer fassbar. Auf Sansibar sind die meisten Katzen, denen man begegnet, jedoch kein bisschen schüchtern. Sie wissen, dass die Menschen freundlich sind. Kümmern sich Menschen um Katzen, füttern sie, bringen sie zum Arzt, usw. können sie sich schneller vermehren und haben höhere Überlebenschancen. Vielleicht liegt es an dieser Fürsorge, dass in ganz Stone Town verteilt Katzenkolonien entdeckt werden können. Der Prophet Mohammed predigte angeblich gerne mit seiner geliebten Katze Muezza auf dem Schoß. Als das Tier einmal auf seinem Kanzu einschlief, schnitt er lieber seinen Ärmel ab, als Muezza zu wecken. Kultur, Religion und Legenden spielen eine wichtige Rolle für den Status von Straßenkatzen. Sansibar ist größtenteils islamisch, vielleicht haben daher viele aufgrund der Liebe des Propheten zu seiner Katze eine ganz besondere Beziehung zu den Katzen.
Das Leben der Straßenkatzen: Fürsorge, Schutz und Herausforderungen
Das Leben von Straßenkatzen auf Sansibar kann sehr angenehm und gelassen sein. Sie erhalten viel Zuwendung und werden von Einheimischen gefüttert. Sie warten in der Nähe von Märkten auf Abfälle oder jagen kleine Tiere, wodurch ihnen eine Vielzahl an Nahrungsquellen zur Verfügung steht. Stone Town bietet viele alte, leerstehende Gebäude, die Schutz vor dem Wetter und potenziellen Gefahren, wie den schnell durch die engen Gassen fahrenden Motorrädern, bieten. Außerdem öffnen viele Bewohner von Stone Town ihre Türen für die Katzen, sobald es zu regnen beginnt.
Katzen, die in der freien Wildbahn leben, sind oft widerstandsfähiger und haben ein stärkeres Immunsystem. Natürlich sind sie dennoch den Gefahren von Krankheiten, die auf der Straße nun mal vermehrt auftauchen, ausgesetzt. Werden die Katzen in Stone Town dennoch krank oder müssen sterilisiert werden, bringen die Caretaker die Straßenkatzen zur Paka Clinic in Malindi oder zu Mama Paka in Stonetown. Paka ist Swahili und bedeutet Katze.
Die folgenden Geschichten verdeutlichen, dass das Leben für Katzen und Katzenbabys auf der Straße oft hart ist. Doch trotz der Schwierigkeiten gibt es immer wieder Menschen, die ihnen helfen, auch wenn es leider auch solche gibt, die ihnen Schaden zufügen.
Mishi
Mishi wurde als Katzenbaby von einem Motorrad angefahren. Einige Menschen fanden sie auf der Straße. Ihre hintere Körperhälfte war gelähmt und sie war inkontinent. Auch ihr Gebiss hatte durch den Unfall schweren Schaden genommen, mit einem herausgebrochenen Kiefer und schwerwiegenden Entzündungen. Eine Person aus der Gruppe, die sie fand, hat sie in einem Rucksack auf einem Motorrad zur Paka Clinic gebracht. Dort konnte man ihr nicht helfen, also wurde sie weiter zu Mama Paka transportiert, ebenfalls in einem Rucksack auf einem Motorrad. Der Transport war für die kleine Katze sehr traumatisch, und sie ist dadurch in eine Schockstarre gefallen. Zum Glück konnte ihr bei Mama Paka geholfen werden, und durch Physiotherapie hat sie wieder etwas Kontrolle über ihre hintere Körperhälfte und kann nun laufen. Ein Bein ist jedoch steif geblieben, sodass sie nie wieder wie zuvor laufen kann. Ihre Inkontinenz konnte ebenfalls behandelt werden, sodass Mishi heute ein glückliches Leben bei Mama Paka führt. Auf die Straße, ihr ursprüngliches Zuhause, kann sie in diesem Zustand leider nicht mehr zurückkehren.
Simba
Eine Touristin fand ein kleines Kätzchen auf der Straße und nahm es mit nach Hause, ohne zu überprüfen, ob es eine Mutter hatte. Da das Kätzchen gesund und gut genährt aussah, kann angenommen werden, dass es seiner Mutter entrissen wurde. Eine Woche lang ließ die Touristin das Kätzchen, das sie Simba nannte, hungern, wodurch es schwer krank wurde. Da die Paka Clinic keine Kapazitäten für diesen zeitintensiven Fall hatte, wurde Simba zu Mama Paka gebracht. Wegen des langen Nährstoffmangels war Simba dem Tod nahe und entwickelte Abszesse aufgrund der Unterernährung. Nach intensiver Pflege konnte er wieder zu Kräften kommen. Da die Touristin vergessen hatte, wo sie das Kätzchen gefunden hatte, konnte Simba nie mit seiner Mutter wiedervereint werden. Heute lebt er bei Mama Paka und hat sich zu einer starken Katze entwickelt. Hätte die Touristin Simba bei seiner Mutter gelassen, wäre er nie krank geworden und hätte bei seiner Familie bleiben können. Manchmal ist keine Hilfe nötig, und gut gemeinte Hilfe kann die Situation leider verschlechtern.
Alvin, Theo, Simon, Cleo
Die zwei Tage alten Geschwister wurden in den Straßen Stone Towns gefunden, die Leiche ihrer Mutter neben ihnen. Ohne Mutter haben Katzenbabies keine Chance zu überleben. Die ersten Zähne von Kätzchen bilden sich erst nach zwei Wochen. Selbst dann können sie noch nicht viel festes Essen zu sich nehmen und sind noch immer auf die Milch ihrer Mutter angewiesen. Mit dem Wissen hat der Caretaker, der die vier gefunden hat, sie zu Mama Paka gebracht. Dort konnten sie durch intensive Pflege am Leben gehalten werden. Alvin, Simon und Cleo leben bis heute bei Mama Paka. Leider ist Theo in diesem Jahr verstorben, die Ursache ist unklar.
Caretaker
Caretaker sind Menschen in Stone Town, meist Sansibaris, die besonders freundlich zu den Katzen sind und eine besondere Beziehung zu ihnen pflegen. Um jede:n Caretaker bildet sich meist eine Katzenkolonie. Sie füttern die Katzen, schenken ihnen Aufmerksamkeit und bemerken sofort, wenn eine Katze fehlt, krank oder verletzt ist.
Eine dieser Caretaker ist Aisha, die seit 30 Jahren im Zentrum von Stone Town lebt. Täglich füttert sie die Straßenkatzen vor ihrem Laden. Aisha bedauert, dass es keine staatliche Unterstützung für die Versorgung der Katzen gibt und dass sie ab und zu Menschen beobachtet, wie sie Katzen überfahren und liegen lassen. Sie sieht auch gelegentlich, wie die Katzen verscheucht oder schlecht behandelt werden. Daher würde sie sich Regelungen von der Regierung wünschen, die die Misshandlung von Katzen verbieten. Aisha hat ein großes Herz für Katzen und kümmert sich so gut es geht um die Tiere. Wenn sie ihre Nachbarn schlecht über die Katzen reden hört, erinnert sie diese an ihre Pflichten als Muslime, gut mit den Vierbeinern umzugehen, und damit auch an die zuvor erwähnte Geschichte des Propheten Mohammed. Abends kann man die Katzen vor ihrem Laden warten sehen, bis sie ihre Portion Dagaa, kleine Fische, erhalten haben. Aisha beobachtet die Katzen genau und erkennt, wenn es ihnen nicht gut geht. Da ihre Katzen momentan ein wenig Schnupfen haben, hat sie sich an Mama Paka gewandt, um Unterstützung und mögliche Maßnahmen zu finden, damit die Tiere nicht noch kränker werden.
Unterstützung für Caretaker und Straßenkatzen
Mama Paka
Mama Paka Zanzibar wurde im Jahr 2021 gegründet. Die Programme der NGO unterstützen direkt die lokalen, sansibarischen Caretaker der Straßenkatzen und arbeiten fast ausschließlich mit diesen zusammen. Das ganze ist kostenlos, oder auf Basis einer freiwilligen Spende. Finanziert wird die Organisation generell zu 100% durch Spenden. Bisher wurden so über 1100 Katzen der Caretaker kostenlos geholfen. Momentan gibt es drei Hauptprojekte: Kitten-nursery: bezeichnet eine Pflegeeinrichtung oder ein Programm, das speziell für neugeborene Kätzchen gedacht ist. In einer Kitten-nursery werden die jungen Katzen rund um die Uhr betreut, gefüttert und medizinisch versorgt, insbesondere wenn sie verwaist sind oder ihre Mutter sie nicht versorgen kann. Ziel ist es, die Überlebenschancen der Kätzchen zu erhöhen und ihnen einen gesunden Start ins Leben zu ermöglichen, Trap-Neuter-Release-Campaigns: (TNR-Kampagnen) sind Programme zur Kontrolle der Population von Straßenkatzen. Dabei werden die Katzen eingefangen (Trap), kastriert oder sterilisiert (Neuter), und anschließend wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückgebracht (Release). Durch diese Methode soll die Anzahl der Katzenpopulationen langfristig reduziert werden, indem die Fortpflanzung unterbunden wird. Solche Kampagnen helfen, das Leid der Tiere zu verringern und die Gesundheit der Katzenkolonien zu verbessern, und Community Wellfare: bezieht sich auf Maßnahmen und Programme, die das Wohl und die Lebensqualität einer Gemeinschaft verbessern sollen. In Bezug auf Straßenkatzen bedeutet Community Welfare oft, dass die örtliche Bevölkerung in die Pflege und Unterstützung der Tiere einbezogen wird. Dies kann durch Bildung, Unterstützung bei der Tierpflege, oder durch gemeinsame Initiativen geschehen, die sowohl den Menschen als auch den Tieren zugutekommen. Ziel ist es, eine harmonische Koexistenz und ein besseres Umfeld für alle Mitglieder der Gemeinschaft zu schaffen. Die Mission ist: Das Leben von Katzen Kolonien und vor allem Kätzchen zu verbessern, durch Bereitstellung von Spezialisten, Pflege und durch Unterstützung der Gemeinden, um die Kolonien effektiv zu verwalten. Der Hauptfokus von Mama Paka liegt bei Neugeborenen (unter 6 Wochen) und die Spezialisierung auf Intensivpflege. Kittens haben auf der Straße ohne ihre Mutter eine geringe Überlebenschance, da sie anfälliger für Krankheiten werden. In tierärztlichen Einrichtung werden die jungen Katzen normalerweise eingeschläfert, da sie nicht die Zeit für die intensive Pflege rund um die Uhr haben, die für Katzenbabies benötigt wird. Genau das macht Mama Paka. Dadurch überleben dort 90 % der schwierigen Fälle. Nach der Behandlung werden die Katzen oder Kittens, wenn möglich, wieder in ihre Kolonien, oder zu ihrem Caretaker zurückgebracht.
Paka Clinic
Paka Clinic wurde 2019 von Eva Styner gegründet und ist die erste Tierarztklinik in Stonetown, die sich auf Katzen spezialisiert hat. Sie kümmern sich um Straßenkatzen sowie Haustiere und bieten Behandlungen kostenlos für Menschen an, die sich diese nachweislich nicht leisten können. In Stone Town Malindi betreibt Paka Clinic eine unter der Woche halbtägig geöffnete Klinik, während sich die Hauptklinik in Mombasa auf Sansibar außerhalb von Stone Town befindet.
Schlussfolgerung
Die Straßenkatzen von Sansibar, insbesondere in Stone Town, prägen das Stadtbild mit ihren einzigartigen Persönlichkeiten und vielfältigen Hintergründen. Dank der engagierten Fürsorge von Caretakern und Organisationen wie Mama Paka und Paka Clinic haben diese Katzen die Möglichkeit, ein besseres Leben zu führen. Diese Bemühungen bieten nicht nur medizinische Versorgung und Schutz, sondern fördern auch ein kulturelles Verständnis und Respekt für die Tiere. Die Geschichten von Mishi, Simba und anderen zeigen, dass es trotz der Herausforderungen auf der Straße viele Menschen gibt, die liebevoll für die Katzen sorgen und ihnen ein sicheres Zuhause bieten. Die enge Verbindung zwischen den Caretakern und den Katzen unterstreicht, wie wichtig menschliche Zuwendung für das Wohlbefinden der Tiere ist. Diese Geschichten machen deutlich, dass die Katzen in Stone Town durch die Unterstützung der Caretaker eine deutlich verbesserte Lebensqualität erfahren.