Ramadan auf Zanzibar
Einmal jährlich feiern überall auf der Welt Muslime und Musliminnen Ramadan. Wir durften diese besondere Zeit im März und April 2024 miterleben. Im folgenden Artikel gehen wir näher auf das Thema ein und beschäftigen uns mit Fragen wie: Was ist Ramadan überhaupt? Wie wird Ramadan gefeiert? Warum fasten die Menschen? Welche Bedeutung haben die Tage für sie?
Einmal jährlich feiern überall auf der Welt Muslime und Musliminnen Ramadan – und auch auf Zanzibar hat Ramadan eine große Bedeutung für die Bevölkerung. Wir leben in Pete, einem Dorf im südlichen Teil Zanzibars und durften diese besondere Zeit im März/April 2024 miterleben. Im folgenden Artikel gehen wir näher auf das Thema ein und beschäftigen uns mit Fragen wie: Was ist Ramadan überhaupt? Wie wird Ramadan gefeiert? Warum fasten die Menschen? Welche Bedeutung haben die Tage für sie?
Ramadan - eine besondere Zeit im Jahr für die 1,9 Milliarden Muslime und Musliminnen weltweit. Der Fastenmonat begann in Tanzania am Abend vom 11. März und geht bis zum Abend vom 10. April.1 Das 29 oder 30 Tage lange Ramadan findet im neunten Monat des islamischen Kalenders statt und fällt jedes Jahr auf ein anderes Datum, da sich der Islam nach dem Mondkalender richtet. Das islamische Festjahr hat also nur 254 Tage und somit verschiebt sich Ramadan jedes Jahr um 10 oder 11 Tage nach vorne.2 In dem Zeitraum wird vom (astronomischen) Sonnenaufgang(shuruk) bis Sonnenuntergang (maghrib) gefastet. Heißt, Muslime und Musliminnen verzichten auf jegliches Essen, Trinken, Rauchen und Sexualität. Nach dem Maghrib Gebet zum Sonnenuntergang beginnt das gemeinsame Fastenbrechen. Befreit vom Fasten sind übrigens Alte, Kranke, Kinder, Schwangere, Stillende, Menstruierende, Reisende und Soldaten im Einsatz. Bis auf Kinder und Alte müssen die anderen Genanten das Fasten meist nachholen. Am Ende der Fastenzeit folgt das Fest des Fastenbrechens (arab. 'Idal Fitr, auch als Zuckerfest bekannt). [1]
Ramadan stellt eine der 5 Säulen des Islams dar. Es ist also eine wichtige Grundlage des Glaubens. Der Fastenmonat erinnert muslimische Menschen an die Zeit, in der Prophet Mohammed, der Überlieferung zufolge der Koran herabgesandt wurde. Daher steht dieser Monat für die innere Einkehr des sozialen Engagements und der persönlichen Läuterung. Ramadan gilt daher auch als Monat der guten Taten. [3]
„Der Ramadan ist es, in dem der Koran als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt wurde und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugeben ist, der soll in ihm fasten . Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage fasten – Gott will es euch leicht, er will es euch nicht schwer machen.“ ~ Sure 2 Vers 1853
Ca. 95% der rund 1.5 Millionen Menschen auf Zanzibar sind muslimisch. [4] Heißt Ramadan betrifft hier den Großteil der Bevölkerung. Aber auch wer nicht muslimisch ist, bekommt diese Zeit im Jahr unweigerlich mit. Die Straßen sind viel leerer, zur Zeit des Fastenbrechens ist der öffentliche Verkehr wie leer gefegt und die Restaurants und Cafés haben geschlossen.
Eigenen Beobachtungen zur Folge, sorgt Ramadan hier für ein großes Miteinander sowohl in der Familie als auch in der Nachbarschaft. So nehmen viele Familienmitglieder Ramadan als Anlass, um über einen längeren Zeitraum ihre Familie zu besuchen. Auch gehen die Menschen kürzer zur Arbeit und die Schulen haben viel geschlossen. Das sorgt dafür, dass sich die Familienmitglieder mehr zuhause treffen. Alltägliche Arbeiten werden zusammen erledigt und es wird sich viel ausgetauscht. Das Gemeinschaftsgefühl wird u.a. auch im Essensaustausch sichtbar. Die einzelnen Familien kochen in größeren Mengen, die dann in der Nachbarschaft ausgetauscht werden. Somit erhält jede Familie ca. 5-6 unterschiedliche Gerichte zum Fastenbrechen (Iftar).
Das Essen variiert zudem sehr von den alltäglichen Gerichten und beim Kochen wird sich extra Mühe gegeben. Dass Ramadan besonders ist, wird auch materiell sichtbar. Die Menschen kaufen sich zum Beispiel Geschirr oder Teppiche. Zudem planen viele in die Stadt zu gehen, um sich für Sikukuu (Feiertag, hier gemeint: Fest des Fastenbrechens) neue Kleider zu kaufen. Schon im Vorhinein sparen einige Muslime und Musliminnen schon monatelang auf den Fastenmonat hin, um sich die vielen neuen Anschaffungen leisten zu können. Anstatt noch weiter aus unserer Perspektive zu berichten, möchten wir zum Abschluss Menschen aus unserem näheren Umkreis zu Wort kommen lassen und ihre Sicht auf Ramadan beleuchten. Wieso ist dieser Monat besonders für die Menschen? Welche Bedeutung sehen sie in ihm und im Fasten? Das waren die meistgenannten Gründe:
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Die 30-tägige Fastenzeit ist in drei Blöcke unterteilt, welche jeweils unterschiedliche Bedeutungen haben: „Damit der Ramadan vollendet werden kann, sollte er in drei Bereiche unterteilt sein: Die ersten zehn Tage sind für die Barmherzigkeit, die zweiten zehn Tage für Vergebung, die dritten zehn Tage für Reue, das ist Ramadan.“ (Mwanamgeni) [5]
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Es ist wichtig, anderen zu helfen: „Wenn Sie können, müssen Sie Waisen, Witwen und Armen während des Ramadans helfen.“ (Mwanajuma) [6]
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Gute Taten zählen während des Ramadans doppelt: „Wenn man während des Ramadans fastet, bekommt man doppelt so viel Lohn wie in anderen Monaten, zum Beispiel wenn man betet, Almosen gibt oder den Koran liest.“ (Wahida) [7]
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Fasten ist gut für die Gesundheit: „Ramadan gibt uns Gesundheit, denn wenn man fastet, gibt es dem Körper Ruhe und reduziert auch Giftstoffe im Körper.“ (Abduli) [8]
[1] Mitteldeutscher Rundfunk: Fastenmonat der Muslime, Berliner Imam zum Ramadan:"In erster Linie sind wir Menschen" (24.03.2024), https://www.mdr.de/religion/fastenmonat-ramadan-zwanzigvierundzwanzig-beginn-ende- zuckerfest-regeln-verbote-116.html (25.03.2024, 14:40)
[2] Weber, Elena: Ramadan: Darum wird gefastet (03.04.2023), https://abi.unicum.de/wissenswert/ramadan (25.03.2024, 15:44)
[3] Çınar, Hüseyin İlker, Prof. Dr.: Der Fastenmonat Ramadan (02.06.2017), https://www.deutschlandfunk.de/sure-2- vers-185-der-fastenmonat-ramadan-100.html (27.03.2024, 12:15)
[4] El-Noshokaty, Daniel: Länderpoträt Tansania (2024), https://www.kas.de/de/web/extremismus/tansania (27.03.2024, 13:27)
[5] Orginal Zitat:„Ili itimie ramadhani iwe na makundi matatu: kumi la mwanzo ni rehma, kumi la pili ni maghfirat, kumi la tatu ni toba hio ni ramadhani“ (Mwanamgeni)
[6] Orginal Zitat:„Kama una uwezo ni lazima kuwasaidia watu mayatima wajane na watu wa sio jiweza kwa ajili ya ramadhani“ (Mwanajuma)
[7] Orginal Zitat: „Ukifunga ramadhani unapata thawabu mara mbili zaidi ya miezi myengine kwa mfano ukisawali, kutoa sadaka, kusoma kur-an“ (Wahida)
[8] Orginal Zitat: „Ramadhani inatupatia afya kwa sababu mtu akiwa amefunga humuwezesha mwili kupumzika na vilevile hupunguza sumu mwilini“ (Abduli)