Seit Anfang Mai dreht es sich. Nach sechs Tagen intensiver, anstrengender und spaßiger Arbeit ragt nun ein weiteres Windrad in den Kölner Himmel. Doch dieses Windrad an der Kölner Waldorfschule ist ein ganz besonderes, denn vom Fundament bis zur Flügelspitze wurde es von zwölf fleißigen Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Projektwoche komplett selber gebaut.

Hilfestellungen dazu gab es zum einen in einer Anleitung von Hugh Pigott, dem Entwickler dieser „Selbstbauwindräder" und zum anderen bei den vier Leitern, Raphael Karutz, Bastian Telgen und Jonas Lage (alle drei DTP-Rückkehrer 10/11) sowie Hans-Joachim Peth, einem engagierten Lehrer der Schule. Raphael und Bastian hatten eben diese Art von Windrädern in ihrer Einsatzstelle in Mafinga an einer Berufsschule auch mit Schüler*innen gebaut. Dort entstand dann die Idee, ein solches Projekt auch mal nach der Rückkehr in Deutschland durchzuführen um auch hier Schüler*innen die erneuerbaren Energien auf eine praktische Art und Weise näher zu bringen.

Schweißarbeiten am WindradIn vier Kleingruppen wurde sechs Tage lang von früh bis spät an den einzelnen Komponenten der Anlage gearbeitet. So entstanden aus langen Holzstücken drei maßgenaue Flügel, aus einer alten Radnabe, ein paar Magneten und viel Kupferdraht wurde ein Generator gezaubert, ein zehn Meter hoher Stahlturm wurde zusammengeschweißt und mit Abspannungen versehen. In schweißtreibender Arbeit wurden Löcher für die Fundamente ausgehoben und eben jene mit Zement gegossen. Zur Sturmsicherung wurde eine Windfahne gebaut, die das Windrad durch ein ausgeklügeltes System bei normalem Wind optimal in- und bei Sturm aus dem Wind und damit aus der Gefahrenzone dreht. Und natürlich wurde auch die Elektrik selber installiert, womit der produzierte Strom jetzt in einer Batterie zwischengespeichert werden kann. So kam von Stunde zu Stunde und von Tag zu Tag immer wieder ein weiteres Teil des Windrades hinzu und jeden Abend stieg die Zuversicht, dass am Ende der sechs Tage wirklich alles fertig gestellt sein könnte.

Allerdings wurde in der knappen Woche nicht nur viel gebastelt und geschweißt, sondern neben dem kleinen praktischen Einblick in die viel diskutierten erneuerbaren Energien setzten wir uns jeden Tag auch theoretisch mit verschiedenen Themen rund um die Erneuerbaren auseinander. Angefangen mit den technischen Grundlagen der Windenergie und der Umwandlung der Energie des Windes in elektrische, über die Situation der Erneuerbaren in Deutschland bis hin zu der Frage, wie nachhaltig die Erneuerbaren wirklich sind und was ein nachhaltiger Lebensstil neben Ökostrom noch alles umfassen kann. Selbst beim Essen wurden die Diskussionen häufig wieder aufgegriffen und solange angeregt weiterdiskutiert, bis wieder die Arbeit rief.

Trotz der knappen Zeit, aber dank der ausdauernden Arbeit und der ein oder anderen Überstunde war es am Mittwochmorgen vollbracht. In einem gemeinsamen Akt wurde die Turbine auf dem zehn Meter hohen Turm in die Höhe gezogen und als diese sich dann auch gleich noch anfing zu drehen war das Strahlen auf allen Gesichtern groß und es wurde natürlich auf die geschaffte Arbeit angestoßen.

Eine Frage bleibt noch: wofür wird der Strom der 1kW Anlage eigentlich genutzt? In direkter Nachbarschaft der Windkraftanlage soll ein kleiner Klassenraum für den Gartenbauunterricht entstehen. Dieser wird zu weit entfernt von den Hauptgebäuden der Schule sein, um an ihr Stromnetz angebunden zu werden. Das Windrad, ergänzt durch eine kleine Solaranlage, soll dann als Inselsystem die Stromversorgung für diesen Klassenraum sicherstellen.